Deep Field

Hallo Sternfreunde,

Weißt du, wie viel Galaxien stehen
An dem blauen Himmelszelt
Weißt du, wie viel Wolken gehen
Weit hinüber alle Welt…

so kennen wir das Kinderlied (natürlich mit Sternlein)…

Heute möchte ich über den Einsatz neuer Hardware berichten. Zum Einsatz kam der „Lacerta MGEN-3 Autoguider„!
Warum investiert man nochmal in neue Technik?

Weil:

  • Anzahl brauchbarer Nächte [Seeing + Illumination des Nachthimmels] – weniger werden
  • Ausschuss von Serienaufnahmen [Flugverkehr + Satellitendurchgänge + Schwächen der Montierung] – zunehmen
  • Geografische Position + Jahreszeit + astronomische Dunkelheit – abweichen

in Summe gute Nächte für uns kostbar sind und die oben aufgeführten Punkte einen nicht unerheblichen Einfluss nehmen darauf, wie viel Spaß bereitet das Hobby.

Das Thema „Guiding“ nimmt hier eine bedeutende Gewichtung ein. Meine persönlichen Erfahrungen beziehen sich auf manuelles Guiden über MGEN 2 und PHD/2
und dies schon seit vielen Jahren.
Der MGEN 2 war schon im freien Feld revolutionär (wollte man nicht mit Notebook ++ unterwegs sein) aber auch stationär fand er seine Berechtigung.
PHD/2 als opensource Produkt unschlagbar mit vielen nützlichen Tools ausgestattet.

Beide Systeme erzeugten aber bei meinem Set-up eine nicht unerhebliche Anzahl an „Ausschuss-Bildern“. Auch mit viel Erfahrung zur Einstellung der Parameter und Beurteilung der nächtlichen Himmelsqualität
– Natürlich kann man im IE auch das Gegenteil lesen und ich bin immer erstaunt wie einzelne Menschen auf Ihre Technik schwören…sei es drum.

Egal welches System zum Einsatz kommt, alle haben eine Gemeinsamkeit: Die Verwendung eines einzelnen Leitsterns! Erst der MGEN-3 verwendet multiple Sterne (20 / 30 / ++) um hieraus einen Korrektur-Algorithmus zu berechnen!

Kann das funktionieren? Wenn ja, ergibt sich ein großes Potential in die Zukunft (Seeing Effekte u.a.) und funktioniert das „one push“ (Eintasten Druck) Guiden?

Somit: letzten Sonntag bei „Teleskop Austria“ / Lacerta Optics bestellt und am Mittwoch schon empfangen. Klasse verpackt mit einem sehr nützlichen „giveaway“, ausgepackt und sehr angenehm überrascht.

  • qualitativ hochwertige Verarbeitung
  • Deutlicher Hinweis mit URL oder QR Code zu einer deutschen Bedienungsanleitung / Registrierung
  • Verständliche kurze Videos für eine erfolgreiche Inbetriebnahme

gestern bereits war die erste halbwegs brauchbare Nacht, somit habe ich die Kamera an ein kleines 50 mm Leitrohr angeschlossen, den MGEN 3 eingeschaltet (einfache und sehr übersichtliche Menüführung)
Livebild eingeschaltet, Sterne fokussiert – fertig.

Es folgte der „one push“ – Sternpositionen > 26 wurden berechnet, Kalibrierung automatisch eingeleitet (alles zusammen in 8 Sekunden) und das Guiden hat begonnen.
Erste Bilder zeigten „Es funktioniert“!! – die auf dem Display angezeigten Guidegraphen zeigen direkt und in Echtzeit wo die Reise hingeht. Im Hintergrund optimiert die Software laufend den Prozess.
Wie sieht es nun mit den FWHM Werten aus, das Seeing war nur 3-4? Die nächste Überraschung: Diese werte lagen deutlich niedriger wie zu erwarten.

Somit gute Voraussetzungen die Serienaufnahme zu starten. Zielgebiet „der große Wagen“ ein bisschen Deep Field sollte es werden für einen ersten Test.

Das Set besteht aus 12″ ASA f:3.6 / Kamera QHY 163M / EQ8 / MGEN 3

Hier die Aufnahmewerte:

[QHY163M]
Output Format=FITS files (*.fits)
Binning=1×1
Capture Area=4656×3522
Colour Space=MONO16
Offset=0
Amp Noise Reduction=On
Gain=258
Contrast=0
Brightness=0
Gamma=1
Temperature=-30,2

Insgesamt 136 Aufnahmen (je 62 Sekunden)

Wie hoch ist nun der Ausschuss ? Genau vier Bilder – WOW – da bin ich deutlich mehr gewohnt.
Somit konnte ich die Bilder „stacken“, etwas entrauschen und das Histogram anpassen. – fertig!!

OK. mit meinem Backfokus kämpfe ich noch immer (das ist aber eine andere Baustelle) aber das erste Ergebnis stellt mich sehr zufrieden. Unter normalen Umständen hätte ich bei einem „Seeing um drei“ abgebrochen.

Hier nun etwas detaillierter zum Bildinhalt:

Gemäß ALADIN wurden 532 Objekte identifiziert.

Darunter auch ein paar Quasare…rot eingekreist.

Somit bei Z= 3.123 ist die Entfernung zum Objekt > 18,6 Milliarden Lichtjahre!

Auffallend schön finde ich schon die deutlichen Strukturen in den helleren Galaxien NGC 3998 / NGC 3990 / NGC 3982 / NGC 3977 / NGC 3972 neben unzähligen bereits abgelichteten.

Natürlich ist ein erster Test nicht repräsentativ für neue Hardware, aber noch nie hat mir ein erster Test so viel Freude und angenehme Überraschungen bereitetet.
Weitere Infos werden hier natürlich folgen.

Euch Allen wünsche ich ein schönes Wochenende, Gesundheit und guten Start in die neue Woche.
Beste Grüße und CS, Thomas

 

Thomas Schiffer

Admin, Fotografie, Deepsky, Astroreisen