meine kleine Gartensternwarte – Teil 2
2015
Vorab etwas zu meinem Beobachtungsstandort. Ich wohne auf dem Land in der Nordeifel am Ortsrand, letztes Grundstück an der Südost-Ecke des Dorfes, 40 x 80 Meter. Ein Morgen sei das, wurde ich beim Kauf belehrt. Vom Südrand Sicht nach Süden 60 km weit über den Nationalpark hinweg, nicht ganz ohne Straßenlaternen, die aber weit weg, wenn überhaupt. Direkt am Zaun offenes Sichtfeld von Ost bis West. Wir liegen 550 m hoch. Die Straße verläuft ca. 80 m weit vom möglichen Standort im Norden.
Ideal eigentlich. Ich habe hier einige schöne Beobachtungsnächte gehabt. Die Gemini gehorcht jetzt meistens, auch wenn sie manchmal etwas zickt. Am spontanen Reset, der mich anfangs genervt und genarrt hat, ist sie nicht schuld. Das war der blöde Zigarettenanzünder-Stecker vom Netzteil. Was habe ich gesucht, bis diese Ursache gefunden war! Und als ich den Unterschied zwischen Cold Start und Warm Start herausgefunden hatte, versuchte die G11 auch nicht mehr, beim Flip die Abkürzung durch das Stativ zu nehmen.
In der Zwischenzeit war noch eine ASI 120MM zum Park hinzu gekommen, inspiriert durch schöne Bilder von Hans in der Galerie und das Treffen bei ihm (danke Hans!). Diesmal war es sicher kein Fehlkauf: Kamera auspacken, ans Teleskop und das Notebook, staunen. Endlich klappte etwas auf Anhieb (oder Anfängerglück). Das erste Opfer war der Mond. Sogar das Stacken war erfolgreich.
Eigentlich alles gut, aber das Schleppen, Kabel verlegen, Auf- und Abbauen, … war doch einfach lästig und schluckte zu viel Zeit. Der Plan für eine feste Bleibe wurde konkreter.
Weil ich zwar nicht sofort, aber irgendwann vielleicht, eine Rolldachhütte bauen will, kam zuerst das Bauamt dran. Vielleicht lag es auch an meiner schwäbischen Herkunft. Es muss halt alles seine Ordnung haben. Der eingeborene Eifler hätte das mit dem Bauamt vergessen – und recht damit gehabt. Die Gemeinde war sehr freundlich und interessiert („Was bitte ist eine Gartensternwarte? Was eine Rolldachhütte? Und da drin werden Sie doch bestimmt mit Gleichgesinnten die Sterne gucken wollen! Aber dann ist der genehmigungsfreie Geräteschuppen kein Schuppen sondern zum mehr als vorübergehenden Aufenthalt bestimmt, also so was wie ein Wohnhaus! Das braucht eine Genehmigung und dafür sind wir nicht zuständig!!!!! Der Herr P. aus A. macht das.“)
Der Herr P. aus A. erzählte mir zuerst, dass meine Mit-Ortsansässigen in schändlicher Kumpanei mit unserer Gemeinde ihm nur Ärger machen würden, dauernd halb oder noch weniger legale Extrawürste. Das muss aufhören. Ich glaube, ich bin das Exempel, das er statuieren will – oder der einzig doofe, der sich freiwillig erwischen ließ. Wo genau das Gebäude denn hin solle. Es fühlte sich an wie früher, wenn der TÜV-Beamte mit dem Schraubenzieher durch das rostige Bodenblech drang, den Kopf hin- und herwiegte und leise ts-ts-ts machte. Man weiß instinktiv: Du hast verloren. „Das ist aber Außenbereich, wo Sie hinwollen. Da kann ich Ihnen nicht einmal einen Schuhkarton genehmigen, wenn er mit der Erde verbunden ist. Sie müssen hinter die Bebauungsgrenze! Und, weil Aufenthalt durch Menschen, schön den Abstand zum Nachbarn einhalten! Und nicht zu dicht an die Bebauungsgrenze, wegen dem Dachüberstand.“
Nix wars mit der Aussicht. Die Bebaugsgrenze verläuft mitten im Grundstück und da stört dann doch alles mögliche. Im Osten hat uns vor 30 Jahren der Herr S. vom damaligen Bauamt eine eifeltypische Rotbuchenhecke als Bauauflage aufs Auge gedrückt („Wieso auf der Ostseite, die Windschutzhecken sind doch immer im Westen?“ – „Im Westen geht aber keine Auflage, da sind Nachbarn!“ Behördenlogik halt). Jetzt ist es eine schöne massive 2-Meter-Hecke mit Durchsteigern (den Bäumen, die man in der Hecke hochwachsen lässt als Brennholz für die Enkel), 15 Meter hoch. In der Mitte, genau neben der künftigen Säule, ein Ahorn ausladend über das halbe Grundstück, war keine Bauauflage, ist von selbst gewachsen. Schön, aber im Weg.
Im Westen Nachbarn mit Flutlicht für den Hund, damit er bei seinem Feierabendhäufchen keine Angst vor wilden Tieren im Dunkeln bekommt. Ist wirklich so, er hat aber eine ordentliche Verdauung, ist schnell fertig und das Licht danach wieder aus. Er macht mehrere Feierabendhäufchen pro Abend. Zum Glück gibt dort im Westen zum Nachbarn die richtige, freiwillige, Windschutzhecke (ohne Durchsteiger) ein wenig Schatten vor dem Flutlicht.
Erst mal eine Betonsäule. Dafür braucht es keine Genehmigung (rechtlich schon, aber es beschwert sich bestimmt keiner, bin ja lernfähig). Die kommt genau an den Platz, der auch für die Hütte richtig wäre. Ob ich die Hütte je baue, weiß ich ja noch nicht. Wer jetzt fragt, wieso ich dann nicht die Säule ungefragt an den ursprünglich geplanten Platz gestellt habe – siehe oben (Raketenendstufe).
Ein Fundament, einen Meter tief (da unten kommt mehr Schiefer als Erde, also kaum Frostgefahr), 70 cm Durchmesser, genau rund wegen der Ästhetik (wird am Schluss mit Erde abgedeckt, man sieht nix, ist aber trotzdem ästhetisch). Auf das Fundament stecke ich über die Armierstahlstangen ein Entwässerungsrohr
für den Einsatz unter Schwerlastverkehr, 30 cm.
In das Rohr wird eine selbst geflochtene Armierung für die Säule versenkt,
habe ich aus irgendeiner Studienarbeit von Brückenbauern abgekupfert. Leerrohre rein, Beton rein, eine dicke runde Aluplatte mit sechs 12er Edelstahlgewindestangen in den frischen Beton gesteckt, fertig!
Ganz so schnell gings natürlich nicht. Alles musste ja vorher gebaut, angepasst oder zugeschnitten werden. Der Robau stand aber, wurde auch noch weiß gestrichen, IBM Lichtgrau genauer, wegen der Ästhetik. Und man kann gerne die Endstufe aus eurem Vorgarten draufstellen, macht nix, das hält.
Jetzt kam nur noch der Säulenadapter drauf, millimetergenau via Landkarte und Fernglas (wegen der Geländemerkmale, genau im Süden steht in ein paar Kilometern Entfernung eine kleine Scheune auf einer Wiese) eingenordet.
Eigentlich wäre alles gut, bis auf das Ahorn. Der Familienrat hat beraten und sie hat die Genehmigung erteilt: Ist sowieso viel schöner mit der freien Aussicht auf die Dreiborner Hochfläche, der Baum kommt weg. Drei große Erlen auch. Das waren zwei Wochen Arbeit. Die Sicht nach Dreiborn und für das Teleskop sind frei und wir haben Holz für einen Winter mehr.
Es kam noch ein wasserdichter Kajak-Gepäcksack über die Säule, das Teleskop durfte mal probieren, aber kein richtiges first light. Das Wetter war meist gruselig, oder ich hatte keine Lust. Dann war Winter.
Fortsetzung folg