Milchstraßenpanorama vom 04.04.2016 – La Palma –

Ausgehungert von unserem lokalen Nachthimmel im Raum Aachen, bedingt durch Westwetterlage,
unendlichen Zirren von Flugzeugen und immer noch zunehmender Illuminierung, hatten wir 1001
gute Gründe uns in die Kälte auf 2500m Höhe aufzumachen.

Eine gute Organisation und Planung ist Voraussetzung. Bei 2 Grad und 4% Luftfeuchtigkeit,
5km/h Wind…ist an einiges zu denken.
Warme Kleidung, ausreichende Getränke und Speisen…man bekommt überdurchschnittlichen Hunger und Durst!
Einen groben Plan dessen, was man beobachtungs- und aufnahmetechnisch durchführen möchte,
einen Ausweichstandort für den Fall zunehmender Windgeschwindigkeiten.

Es versteht sich von selbst, dass auf dem Gelände in der Nacht absolutes Lichtverbot besteht.
D.h. auch noch so kleine Lampen am Fahrzeug etc. müssen abgeklebt und überprüft sein.
(Man muss ja hin und wieder an den Kofferraum)

Gut gerüstet sind wir bei Tageslicht aufgebrochen, den Sonnenuntergang auf dem Roque
de los Muchachos sollte man in jedem Fall gesehen haben.Wenn sich die Sonne majestätisch
hinter der tiefliegenden Wolkendecke verabschiedet, der Horizont in roten und gelben Farbtönen eintaucht,
kristallklarer tiefblauer Himmel über einen selbst erscheint, weiß man, -man ist angekommen! Nun heißt es
alles auspacken und aufbauen, den natürlichen Raum nutzen um eventuellen Windböen
keinen direkten Anpack zu geben.Warme Kleidung anlegen und sich selbst winddicht verpacken…
die Temperatur fällt zu dieser Jahreszeit schnell ab…das feinmotorische sollte zügig erledigt sein,
sind die Hände erst mal eingefroren, verliert sich schnell die Freude an der bevorstehenden Nacht.
Mit Georg als erfahrenen Beobachter und der lokalen Situation absolut vertraut,
blieben mir die unangenehmen Erfahrungen zum Glück erspart.Gerade alles fertig,
Montierung und Kamera grob ausgerichtet, Zubehör bereit gelegt, eröffnet sich über einem
eine phantastische eigene Welt.

Die beiden Magic Teleskope fahren aus ihrer Tagesparkposition, das bekommt man bei der absoluten
Stille hautnah mit. Die mächtigen 17m Spiegel lassen den Boden etwas vibrieren.
Ein Teleskop nach dem anderen öffnet wie von Geisterhand seine Kuppel,
man kommt nicht aus dem Staunen raus.
(Fragte mich wie lange die Spiegel wohl zum Auskühlen brauchen, noch nicht wissend das sie
tagsüber schon auf die zu erwartende Nachttemperatur abgekühlt werden)Ich blicke wieder nach oben,
was für ein Schauspiel, ein Stern nach dem anderen durchringt das tiefe Blau des Himmels.
Bereits sehr früh erkennt man die Konstellationen und es heißt  schnelles „einnorden“ der Montierung…geschafft!
Folgend ist man etwas beschäftigt mit der Kamera, den Objektiven und auffinden der richtigen Fokuslage.
Spiegelvorauslösung nicht vergessen, Chipkarte überprüfen etc.Ich schaue zur Seite Richtung Horizont und
dachte auch hier gibt es Flugzeuge was für ein Ärgernis.
Aber weit gefehlt, es sind Sterne, Sterne am Horizont, gestochen scharf, kein flunkern…das man so etwas
sehen kann, so tief am Horizont…Ohne es spürbar mit zu bekommen bricht die Nacht über uns herein und
wie kann es sein, man kann sehen ohne das Rotlicht seiner Taschenlampe. Das Sternenlicht taucht alles
in ein Silbergrau, unfassbar, ein Erlebnis der besonderen Art.Der Himmel ist übersät mit Sternen und mangels
meiner Erfahrung konnte ich keine mir bekannte Konstellation mehr ausmachen. Was für eine Sternenflut….
Georg der auch den chilenischen Nachthimmel kennt, verhalf mir langsam zu etwas mehr Orientierung…
glaube ich…und eigentlich erschien es mir in dieser Nacht für nicht wichtig.Als ob es noch nicht gereicht hätte und
weil ich es so auch noch nicht gesehen habe…der Himmel ist nicht wirklich ruhig, in jeder Ecke und über die
gesamte Nacht verteilt nimmt man Sternschnuppen war.Ob es nun Raketenteile oder Meteoriten sind spielt
hierbei keine Rolle, die visuelle Grenzgröße übersteigt alles was mir bisher bekannt war.Aus dem Nichts und
ohne Vorwarnung jagen die beiden Magic Teleskope zu einem gemeinsamen
Punkt am Himmel…aha…ein Gammablitz…für uns leider nicht sichtbar…und das Schauspiel wiederholt sich
mehrfach in der Nacht…daran sollte man sich gewöhnen und nicht schreckhaft sein.
Eine kleine Maus hat sich zu uns gesellt, angelockt von dem Duft Georgs selbst gemachter Frikadellen!!
die haben mir noch zwei Tage anderen Spaß bereitet.

Natürlich hat die Maus etwas abbekommen…und war fortan beschäftigt.Die extrem trockene Luft macht
durstig und Georg erinnert mich regelmäßig zu trinken bevor die Augen brennen oder Kopfschmerzen einsetzen…
ich hätte es glatt vergessen.Dies war nur der erste Sinnesrausch, gegen 02:30 eröffnet sich das Band der morgendlichen
Milchstraße, das haut einen um… Mit bloßem Auge erkennt man Strukturen die sich scharf abgrenzen vom Sternenmeer.
Schweigen setzt ein weil einem die Worte fehlen und ich kann es auch nicht in Worten beschreiben…
die Zeit scheint zu stehen, alles relativiert sich…wird unbedeutend…Irgendwann setzen die Gedanken doch wieder ein…
das muss ich aufnehmen und Euch zeigen, dafür bin ich auch hier. Aber wie erstelle ich das Panorama?
habe es vorher geübt und doch einen Fehler nach dem anderen begangen…puh…fürs nächste Mal  vorher üben
bis jeder Handgriff sitzt.So könnte ich noch lange schreiben…auch diese Nacht ging zu Ende und wir genossen
den Sonnenaufgang der für sich auch spektakulär verlief…und im Anschluss kam noch die Besichtigung des
GranTeCan.An dieser Stelle mein persönlicher Dank an Georg für seine Geduld, seine Erfahrungen und
Ortskundigkeit.

Noch ein Hinweis für Nachahmer: Die Fluggesellschaften kontrollieren genauestens das Gewicht des
Handgepäcks…dies liegt bei den meisten nur noch bei 6 Kilo! Gewisse Sachen möchte man ja nicht in den Koffer packen…
also vorher wiegen und nicht am Tag der Abreise.

Die Magicteleskope …

Sonnenaufgang…im Hintergrund Teneriffa und der Teide

Blick Richtung Galaktisches Zentrum

CS Thomas

Thomas Schiffer

Admin, Fotografie, Deepsky, Astroreisen