Mondfinsternis 21. Januar 2019

Hallo – ich bin über den Blog-Beitrag zur Reflexionsmessung von Mattlacken auf diese Seite gestoßen … und nun bin ich (auch) hier gelandet. In der Nachfolge hat dann Thomas Schiffer (in einem Teil ging es da auch um Mattierung des Tubus) meine Darstellung zum Umbau meines TAL-250K hochgeladen. Die ist sehr umfangreich geraten, faktisch war es aber auch eine komplette Modellpflege, also sowas wie Klevtsov 2.0.

Mein Eindruck ist, dass hier auch (vor allem) Leute mit Astrofotografie unterwegs sind. Na ja, da mache ich eher weniger (wenn dann Planeten-AVI´s und/oder Mond), aber ein Ergebnis ist recht passabel geworden. Anfang 2019 hab‘ ich mal spaßeshalber die Mondfinsternis vom 21. Januar etwas ernster genommen (also nicht nur mal so knipsen), sondern mit meiner EOS 350DA seriös(er) abgelichtet. Deswegen bin ich etwas spät dran – andererseits: Besser spät, als nie. Vielleicht gefällt das Ergebnis und bei manchem tauchen die ein oder anderen „sentimentalen Erinnerungen“ dran auf. Im Rückblick wird ja alles viel netter … z.B. war es bei uns „saukalt“ in dieser Nacht.

Die Aufnahmen entstanden aber nicht mit dem TAL-250K (viele zu große Brennweite), sondern mit einem anderen Teil aus Russland, einem TAL-100 APOLAR, das ist ein f/7.5 APO, (6-linser!) von dem ich einen Prototypen besitze. Der APOLAR wurde mit 4“ nie produziert … aber diesen Prototypen gibt es 🙂 .

Zur Entstehung:
Vor Beginn der Mondfinsternis habe ich mir eine Übersicht über die Zeitabläufe (Kernschatten – Eintritt – Austritt – Totalität) verschafft und rund 30 Zeitpunkte festgelegt an denen ich Bilder machen wollte. Die fortschreitende Verfinsterung habe ich mal als linear ablaufenden Prozess gerechnet. Auf einer Kugeloberfläche in einem dreidimensionalen Raum wird das nicht wirklich stimmen, aber für mich war die Näherung völlig ausreichend.
Danach habe ich – je nach Verfinsterungsgrad – die entsprechenden Belichtungszeiten festgelegt. Ein große Hilfe war diese Übersicht hier http://i0.wp.com/scienceblogs.de/alpha-c…chtung.png . Die hat im Wesentlichen sehr gut gepasst.
In jedem Set wurden rund 20 Mondbilder angefertigt.

Das Setup:
Als Optik wurde dieses Mal mein TAL-100 APOLAR Apochromat mit 750mm Brennweite auf der CEM60 mit EOS 350D eingesetzt. Die Belichtungszeiten variierten von 1/2000 Sek. bis 1,5 Sek. bei ISO 800. Die einzige Kröte, die ich schlucken musste, war das Aufnahmeformat JPEG bei der EOS, welches ich wählen musste, da ich nur eine sehr kleine Speicherkarte zur Verfügung hatte.

Die Verarbeitung:
Anschließend wurden in der Regel 85% der Bilder pro Set via AutoStakkert gestackt – also die 3 schlechtesten von 20 wurden per Hand aussortiert (bei der Gesamtmenge von rund 300 Bildern geht das händisch noch problemlos). Insgesamt war die Qualität der Einzelbilder erstaunlich hoch – so richtigen Ausschuss hat das Setup gar nicht produziert. Mein kleiner APO scheint nicht zu den schlechtesten zu gehören, was die Farbe angeht.
Anschließend habe ich in Registax 6.0 acht unterschiedliche Wavelet-Schemata definiert, die verschieden hart/weich… schärften um den verschiedenen Ergebnissen der Summenbilder gerecht zu werden. Vor dem Schärfen wurde zudem auch jeweils das Histogramm gestreckt. Die größten Schwierigkeiten hatte Registax mit den Bildern kurz nach der Totalität, die eine stark überbelichtete Mondsichel, die bereits aus dem Kernschatten ausgetreten war, zeigten. Hier musste ich teilweise von Hand selektieren und zentrieren. Anschließend wurden die Bilder per noch IrfanView um 90 Grad gedreht.

Die Weiterverarbeitung:
Nach der Reduzierung auf jeweils ein geschärftes 1 Summenbild pro Set wurden die Mondbilder in Photoshop CS2 zusammengesetzt und positioniert. Hier erfolgte auch noch eine sachte Tonwertkorrektur um die tlw. verschiedenen Mondhelligkeiten, die sich durch die unterschiedlichen Belichtungszeiten ergeben haben, einander anzugleichen. Am stärksten habe ich via Photoshop bei den zwei Bildern kurz vor der Totalität eingegriffen, um die langsam deutlicher werdende Mondscheibe vom Kernschatten noch stärker zu zeigen (Tonwertkorrektur, Farbbalance, Sättigung), damit der Übergang zum rot/orangen Mond nicht zu abrupt geschieht. Auch die letzten beiden Bilder sind via Photoshop stärker bearbeitet, da ich bei der Aufnahme kürzere Verschlusszeiten wählte, um die Himmelshintergrund dunkel zu halten. Der Mond bekam dadurch – und durch seinen tiefen Stand von 13° über dem Horizont – eine gelblich, cremige Färbung, die ich etwas ins hellere Grau geschoben habe.

Ansonsten habe nicht nicht groß drin rumgefummelt, der Rest ist Kunstwerk der Natur und Schöpfung.

Die Ergebnisse:
Die Originaldatei hat nun Posterformat. Um das praktikabel zu halten ist hier eine FULL HD-Version (schon nach JPEG konvertiert) und eine etwas verkleinerte PNG-Version, aber ohne Komprimierung (außer durch das bikubische Verkleinern).

Außerdem stelle ich noch ein verkleinertes, einzelnes Stackingbild der Mondes in der Totalität rein, das mir von den Farben, die die Finsternis auf den Mond malte, sehr gut gefällt.

Hier die FULL HD-Variante, damit der Bildschirm nicht „explodieren“ muss um alles zu zeigen 😛 .


(bitte anklicken zum vergrößern)

Das ist die deutlich größere PNG Version, ohne wesentlichen Detailverlust.


(bitte anklicken zum vergrößern)

Und abschließend ein Einzelbild im Bereich der Totalität:


(bitte anklicken zum vergrößern)