C11 / Sanftes Tuning
Hallo Zusammen.
Die Entscheidung die Gewährleistung für mein neu erworbenes C11 im Nirwana zu versenken, traf ich erst nach dem ich mich anhand der gezeigten Animation, besser gesagt anhand peniebler Analyse derer Einzelbilder vergewisserte, dass die optischen Elemente meines C11 für meine Begriffe und Bedürfnisse eine guten Qualität haben. Danach stand dem ausgeheckten Plan zum „sanften Tuning“ nichts mehr im Wege.
Ich habe bei meinem C11 das gleiche kurzfristige Bildverschmieren beobachtet, wie beim meinem ehemaligen Intes ALTER M715, das bei jeder Richtung-Bewegung des Grayfordfokusser für einen Bruchteil einer Sekunde auftritt. Beide Systeme wenn auch unterschiedlicher Bauart haben eins gemein, nämlich, dass sie ein Geschlossenes System sind. Bislang scheine ich der einzige zu sein, der solch ein Phänomen wahrnimmt, da ich dieses Thema schon öfters mit Astro-Kollegen besprochen habe, und keiner mir dieses, nur im Ansatz bestätigen konnte. Fakt ist, dass wenn ich die originale Fokussierung, die den Hauptspiegel dazu im Tubus entsprechen verschiebt, solches kurzfristige Bildverschmieren nicht bewirkt.
Meine Annahme begründe ich aufgrund einer Überlegung, bezüglich „geschlossenem System“. Dazu habe ich folgende Grafik erstellt:
Rot markierte ich die eingeschlossene Luft im Tubus, blau den Tubus des Grayford Fokusser. Nun wenn in diesem entsprechende Utensilien zur Beobachtung angebracht werden, schließen diese den freien Weg zwischen dem Tubusinnenraum über den Auszugtubus fast Luftdicht ab. Die Spalten des Auszugs und des so oder so nicht absolut Luftdichten Tubus reichen meiner Ansicht nach nicht aus, dem leichten unter und Überdruck, der bei der jeweiligen Fokussbewegung möglicher weise entsteht, ausreichend entgegen zu wirken.
Maßnahme: ich bohrte in die Rückwand des Tubus (Gewährleistung ade!) drei mal vier 2,5mm Löcher. Die fallen nicht einmal wirklich auf….. Ob das gewünschte Ergebnis damit erzielt wurde, sehe ich ehrlich gesagt eher als Wunschdenken an, da tendenziell die kleinen Bohrungen wie die Spalten des Auszug, keine oder kaum nennenswerte Besserung bewirken können. Ich hatte das Ganze Volumen des Tubus und daraus abgeleitet die notwendige Größe der Öffnungen durch berechnen nicht in Betracht gezogen. Ich handelte rein aus dem Bauchgefühl heraus…. hoch wissenschaftlich eben 😎
ABER: der Schwerpunkt liegt nach wie vor beim Tubusseeing! und nicht bei der zwingenden Lösung des kurzfristigen Bildverschmieren beim Fokussieren! Die 12x 2,5mm Löcher sind in Kombination mit einem speziellen Tubuslüfter, der NUR zur forcierten termischen Tubusanpassung im Auszug platziert wird, durchaus als effizient zu werten. Die Eingeführte Luft durch den Lüfter, der mit seinem „starren Rüssel“ weit im Blendrohr die Luft in den Tubus pumpt, strömt genau in den angebrachten Löchern heraus.
Die linke Markierung unten zeigt die ursprüngliche einer der vier Rillen für den Luft austritt beim original Zustand des Stablüfters, die ich für meine Anwendung luftdicht abgeklebt habe. Den Abschluss bilden am Endstück des Rohres 4 seitlich angebrachte Löcher. Ich entfernte die Abdeckung ganz am Schluss des Rohres, und so kann nun die Luft geradeaus aus diesem austreten.
Die Lüftungslöcher platzierte ich möglichst tief in Richtung Ausszugverbindung in der Rückwand (siehe Bild weiter oben), damit die zugeführte Luft theoretisch um den Spiegel herum, und hinter diesem austreten kann. Soviel zu meinen Überlegungen zu diesem „forcierte Temperierung“ Projekt und der einzigen damit zusammenhängenden kleinen „Misshandlung“ des C11. Ich denke dass der Tubus nach einer 1/2Std genügend austemperiert sein wird, dass der Innenraum des Tubus, inkl. Fangspiegel, Hauptspiegel und dessen massiven Halterung auch annähernd gleiche Temperatur aufweisen.
Part zwei!
Angenommen, die Temperierung ist abgeschlossen und der Tubus ist soweit optimal an die Umgebung angepasst. Jetzt kommt Schritt zwei des Tunings zur Sprache! Wie erreiche ich, dass die Temperierung nun mindestens für 2-3 Std Beobachtungsdauer auch aufrecht erhellten werden kann, ohne dass der Lüfter erneut bemüht werden muss. Zu diesem Thema gibt es so einiges im Web nachzulesen, inkl. den zum Teil abenteuerlichsten Maßnahmen dazu. Aber eines haben alle gemeinsam, nämlich, dass der Tubus von Boden her aufgewärmt wird, und daneben die Oberseite zugleich abkühlt. Das führt wiederum im Innern des Tubus zu Luft Verwirbelungen, die den schon sehr empfindlichen 3fach gefalteten Lichtweg nachhaltig stören.
É voilà, wir sind wieder am Anfang = Tubusseeing.
Hier hilft nur eines, eine gute Isolierung gegen Außen, je dicker um so besser. Materialien die Anwendung finden, tendieren zu 80-90% zu den silbernen Frontscheiben Schutz für frostige Herbst und Winternächte für Fahrzeuge, und zu den ebenfalls silbernen Isolierabstrahlmatten für Heizkörper.
Ich entschloss mich jedoch für Korkmatten. Ich kann es weiter nicht begründen warum, ist eben wieder ein Bauchgefühl, und die Korkmatten sind noch aus der Zeit meines Intes Alter M715 herumgestanden. Das Intes ALTER M715 kam aber nie in den Genuss einer Tubusisolierung, da es mich aus verschiedenen anderen Gründen dermaßen nervte, dass ich es gerne weitergab!
Die erste 2mm dicke Korkmatte, die den Tubus komplett am Stück umschließt.
Die zweite Schicht war ebenfalls mit 2mm Korkmatte darüber gelegt worden. Aus etwas erschwerten Gründen bei der Anbringung, habe ich diese nicht am Stück sondern aus mehreren Teilstücken angebracht. Die dann letzte Korkmatte ist 10mm dick. Diese ist beidseitig am Tubus nur zwischen den Losmandyschienen verlegt. So ist nur unter den Schienen eine 2 x 2mm doppellagige Korkmattenschicht. Ich denke das lässt sich soweit vernachlässigen, denn bei entsprechenden Teleskopposition beim Beobachten ist dessen Bauch und Rücken optimal mit 14mm Korkmattenlagen Isoliert.
Auf dem Rücken des Tubus habe ich auch sogleich die Basisplatte für das Telrad fest installiert.
Miss Piggy bei der Aufwärmphase 😛 , natürlich bei der termischen Anpassung, vor dem Einsatz am Nachthimmel. Jetzt könnte sich der eine oder andere denken, seltsam, dass solch eine Position des Teleskops zum Auskühlen gewählt wurde! Das ist auf jeden Fall nicht meinem Bauchgefühl zuzuschreiben. Da warme Luft ja aufsteigt, nützt man eben genau diese Eigenschaft aus, damit die eingepumpte kühle Luft nicht auf die Idee kommt sich mit der vorhandenen warmen zu paaren! 😉
Den letzten Schritt des Tunings widme ich dann irgend wann noch dem Tapezieren des Tubus mittels Rettungsfolie, die die Korkmattenummantelung gegen Außentemperatur und Feuchtigkeit weitgehend abschirmt. Das dadurch entstehende güldene Satelliten Outfit 😉 verleiht dem C11entgültig ein ober professionelles aussehen. Miss Piggy wird nie wieder frieren, das ist schon mal gewiss!
Die aufgewendete Zeit für dieses mini Projekt belief sich auf c.a 30Std, inkl. der nicht einkalkulierten Hindernisse die da und dort hartnäckig im Weg standen. Das verwendete Material, das benötigt wurde, beanspruchte unterm Strich etwa 50 Euro.
Die mit Bildern dokumentierten Schritte zeigen das Teleskop jeweils immer auf der Montierung. Das kommt daher, da alles auch dort ausgeführt wurde! Genau, man(n) muss nur genug faul sein, um es RICHTIG anzugehen.
Nun ist abzuwarten, ob das „sanfte Tuning“ des güldenen C11, auch die angepeilte Wirkung am Nachthimmel bestätigen wird.
Beste Grüße aus der Schweiz, Jozef.