Sonne HA 08.07.2017
Hallo Zusammen.
Anbei eine kleine Doku zu den momentanen Aktivitäten der Sonne von heutigen Tag, der mir viel Geduld und gutes Nervenkostüm abverlangte. Einerseits war Freund Seeing anstrengend und anderseits passierte so viel, dass ich nicht wusste was Priorität hat, und Kollege Seeing war so wechselhaft, dass es beinahe so schien, dass er etwas gegen meine Animationpläne zu heben schien 😕
AR2665 um 10.18h MESZ mit einem der vielen kleinen Flare in der Gruppe. Ausdehnung der AR gegen 150`000Km.
Dieses Flare konnte ich in einer Zeitraffer von 14.01 – 14.27h MESZ doch noch festhalten.
Als nächstes habe ich mich wieder einmal dem weisslichtnahen abbilden der AR gewidmet. Diese Wellenlänge ist das sogenannte Redcontinuum, das die Ellerman Bombs der nahen Photosphäre mit einbezieht. Zum Zeitpunkt dieser Aufnahme war keine nennenswerte Flareaktivität in der Gruppe sichtbar, was bei dieser Wellenlänge unter Umständen auch dazu geführt hätte das Flare zum Teil zu sehen. Weiter sind im Redcontinuum gegenüber dem Weiss Licht (grünes Continuum) die Fackelgebiete auch frontal zu sehen, und die Penumbra zeigt wesentlich differenziertere Zeichnung.
Ellerman Bombs: das sind in der Aufnahme unten die hellen Punkte. Es handelt sich um kleine Leuchtkugeln die nur wenige Minuten existieren.
Entstehung: bei dem aktiven treiben der AR (Flare oder Postflare) reiben von unten aufsteigende feine Magnetlinien aneinander was zu kleinst Entladungen führt und sich dann „Kugelblitze“ bilden, die mit den Magnet Linien weggetragen werden. Schaut man sich eine Animation der Ellerman Bombs an, werden diese Bewegungen sehr deutlich, die in der Regel über der Photosphäre zu schweben scheinen. Die Kurzlebigkeit lässt die E-Bombs in Animationen auch blinken.
Bei der Aufnahme unten der selbigen AR am Rand der Sonne von 05.07.2017 sind die Ellerman-Bombs bei sehr hohen Aktivität der jungen AR schön um den Fleck verteilt zu sehen. Diese Aufnahme ist wiederum reines H-Alpha aber in der Linie in den sogenannten blauen Flügel oder auch off-Band genannt, verschoben. Wir sehen den Unterschied zu dem obigen Redcontinuum sehr deutlich, da auch die Fibrillen der Rosetten als feine Fäden abgebildet sind, am Rand der Sonne Spuren von einer Protuberanz und Spikullen zu sehen sind. Zudem ist hier noch ein weiteres Phänomen beobachtbar, der sogenannte Wilsoneffekt. Dieses Phänomen ist jeweils bei Sonnenflecken am Rand der Sonne sichtbar wegen der Perspektive! Die Umbra des Sonenflecks (dunkles Auge) liegt etwas tiefer als die Penumbra, was einem Teller gleicht, den man von der Seite ansieht. Selbstverständlich ist der Wilsoneffekt im Redcontinuum und Weisslicht ebenfalls sichtbar, nur nicht bei H-Alpha, da der Fleck in der Regel durch die Chromosphäre, wiederum wegen der Perspektive, verdeckt wird. Siehe Text weiter unten.
Unten sehen wir, wie weiter oben beschrieben die Situation noch in Ha-Linie. Beachtet dabei, das der Fleck nun grösstenteils durch die Chromosphäre verdeckt wird. Dann sehen wir auch hier, speziell die im Vordergrund sichtbaren E-Bombs, die den Weg weit nach oben in die Chromosphäre schafften dank der Magnetfelder die sie transportieren. Diese Sichtbarkeit der E-Bombs in der H-Linie ist eher eine Ausnahme, da diese vornehmlich im off-Band sichtbar werden, bedingt durch die Abstrahlung der Atome und dadurch „nur“ in der entsprechenden Halbwertbreite im off-Band sichtbar werden.
Auch hier gilt: die Ausnahme bestätigt die Regel. 😉
Alles klar soweit? 😛
Und dann das Objekt der Begierde des heutigen Tages. Die schon fast monströse Protuberanz im Osten. Diese Protuberanz gibt mir ein Rätsel auf! Der Verlauf der Schärfe ist deutlich sichtbar. Im unteren Teil und nach rechts ist alles i.O, abgesehen von dem Seeing Dilemma, doch der Linke Flügel besonders in den oberen Etagen ist unscharf…… Ich habe nun diese Protuberanz in diversen Foren gesehen, und alle Bilder selbst in verschiedenen Aufnahmegrössen zeigen dieses rätselhafte Phänomen.
Die Ausmasse der Protuberanz sind GIGANTISCH: Höhe gegen 60`000Km und etwa das dreifache die Ausdehnung, und sie wächst immer noch. Die Haftung oder besser gesagt der Fuss der Protuberanz liegt in der gezeigten Animation deutlich hinter dem Ostrand.
Diese Protuberanz ist in ihrem Erscheinungsbild etwas Aussergewöhnliches. Wen man sie betrachtet fällt auf, dass sie praktisch aus verdrehten „Würsten“ besteht. Ich habe erst kürzlich zu diesem Phänomen folgendes gelesen. Die Wissenschaft geht davon aus, dass diese Würste eine Art Magnetspiralen darstellen, die im Innern das Wasserstoff festhallten. Obwohl die Protuberanz eine enorme Dynamik zeigt, vermeiden es diese Spiralen vornehmlich sich zu berühren. Das mag an der Magnetpolung der Spiralen liegen.
Auf der linken Seite der Protuberanz ist eine dieser Spiralen offenbar durch ein starkes Magnetfeld in unmittelbaren Nähe dermassen gestört, das diese beschleunigte Drehung der einen Spirale entsteht und ihr, im Hintergrung sichtbar, der Wasserstof zur Chromosphäre „abgesaugt“ wird.
Rechts sehen wir einen Teil frei schweben, der das übliche Wölkchen hafte Aussehen der Protuberanzen hat. Was auch noch äusserst spannend zu beobachten ist, ist das zur Chromosphäre „abregnende“ Plasma in den unteren Bereichen der Protuberanz .
Anbei noch die Orientierung im WL und Ha und anschliessend Grafische Vermessung und zwei Seeing Diagramme.
Equipment:
Teleskop: Selbstbau Achromat 8″ f6 abgeblendet auf f7.
Halpha Ansatz: Televue Powermate 4x als Telezentrik, DayStar Quantum SE 0,6À + Lunt LS50 Vorfilter duoble staked.
Aufnahmekamera: PointGrey Grasshopper3.
Montierung: Losmandy G11 mod. auf Koch FS2 Steuerung.
Programme: Firecapture / Autostkkert3 / Imppg / Adobe Lightroom6 und PS CS5 / PiPP für Animationen
Zubehör: Hinode Sonnenguider, Airylab Solar Scintillation Monitor
Standort: 417m ü.Meer, Stadtrand mit Sicht zur Südseite über den Dächern…..
Schöne Grüsse aus der Schweiz, Jozef