Sonne Ha 26.12.2020 (First Light SolarSpectrum Observer 0,3À)
Hallo Zusammen, und willkommen zu meinem Kurzbericht zum Hydrogenalpha SolarSpectrum Filter.
Seit gefühlt unendlicher Zeit, hat die Wettervorhersage für den gestrigen Tag ausnahmsweise mal Sonnenschein vorhergesagt, und sollte damit richtig liegen. So kam ich endlich wieder einmal zur Sonnenbeobachtung, bei einem Sonnenstand von gerade mal 19° und gegen den Schluss bei 10° Höhe, und einem weissen Himmel. Eigentlich alles Gründe um die Sonne gemütlich im Liegestuhl auf dem Balkon zu geniessen. ABER, das besondere an meinem Ehrgeiz zu diesen Bedingungen überhaupt eine Beobachtung zu lancieren, war damit begründet, dass ich endlich meinen Neuzugang in Sachen Hydrogenalphafilter unbedingt live erleben wollte. Das Christkindel bescherte mich mit einem Baader SolarSpectrum Observer 0,3À, und da musste ich einfach sehen was ich da geschenkt bekam. 😛
Kurze Gedanken zum Filter selbst:
Als das Paket ankam und ich diesem den Inhalt entnahm war ich echt verblüfft. Das Dingens sieht ja aus wie Technik aus längst vergangenen Tagen.
Naja, eigentlich mag ich Retro-Style, doch da hätte ich doch etwas anderes erwartet. Zugegeben, beim Hersteller sind überall solche Abbildungen zu sehen, doch ich dachte „irrtümlich“, ev. sind da nur alte Fotos auf der Webseite verwendet worden, und das heutige Produkt könnte durchaus etwas moderner gestaltet sein….. Egal, wenn das SolarSpectrum das erfüllt was ich erwarte, ist alles palleti. Echt mühsam ist jedoch die Tatsache, dass dieses rausgehende Kabel unten am Filtergehäuse einen „uralt“ 8pol DIN Stecker ausweist, der eindeutig noch aus den 80ern stammt. Im Lieferumfang war noch ein Verlängerungskabel mit 1,7m dabei, das mir persönlich kaum nützt. Ich benötige mindestens ein 3m Kabel, und um an so eines ranzukommen ist gar nicht so einfach, und in der Schweiz schlicht unmöglich. Abgesehen davon kann ich es kaum fassen, dass da am Gehäuse nicht eine Steckbuchse angebracht wurde, dafür hängt da als lustige Lösung das Kurzkabelschwänzchen aus dem Gehäuse 😆 Das weitere amüsante Merkmal ist der angebaute Lüfter oben, mit frei liegenden Kabeln…. Nun ja 80er eben! 😉
Der Lieferumfang besteht nicht nur aus dem „steifen“ 1,7m langen 8pol DIN Kabel, denn da ist noch ein Netzteil dabei und die Steuereinheit für die Temperatur Einstellung. Das Filter und die Steuereinheit war in einem „Hartschalenkoffer“ (der diesen Namen kaum verdient) geliefert worden. Da die Nebel und Regenzeit genug Zeit bot, besorgte ich mir als erstes einen topp Schalenkoffer, in den nun alles passend und gut geschützt reinpasst, inkl. Steuereinheit, Netzteil + allen benötigten Kabeln, und der nun komplett eingerichteten Hydrogenalpha-Einheit mit Telezentrik (TV 4x Powermate) bis hin zur Aufnahmekamera.
Nun gut, wie sieht das ganze also in der Praxis aus:
Der Aufbau gestaltet sich soweit unproblematisch, bis auf das verflucht steife 1,7m 8pol Verlängerungskabel, und auch den restlichen Kabeln die vorerst irgendwie an und unter der Montierung platziert wurden. In Zukunft, wenn ich das entsprechende 3m Kabel habe, wird das Netzteil und Steuereinheit direkt beim PC fix platziert. Von dieser Seite beleuchtet ist das schon ein antikes Stück Ha-Filtereinheit mit der ganzen Peripherie drum herum. Das hat die Firma DayStar Filters doch besser gelösten. Ein Gehäuse inkl. integrierten Steuerung, und man benötigt lediglich ein einziges Kabel zum Netzteil. Was auch etwas befremdlich im Vergleich zu DayStarfilter ist, dass die Halbwertsbreite des Filter mittels Temperaturangabe eingestellt wird, die wiederum mit einem nostalgischen Potenziometer Knopf bedient wird Also will ich z.B aus der Ha-Linie in die off-Band Flügel wechseln muss ich mir für die Zukunft eine Liste mit Temperaturen erstellen um so die Werte regelmässig abrufen zu können. Bei DayStar Quantum sind dazu neben dem Display das die eingestellten Nanometer anzeigt zwei Knöpfe integriert. Einer Rot der andere Blau! Genau, so weiss man schon welchen Flügel man ansteuert und wie die Verschiebung in NM aussieht. Praktische Sache das, nun das mit der Temperatur, naja ist eben wieder Retro. 😉
Bei der Sonnenbeobachtung stellten sich dann die ersten genüsslichen Gefühle bei mir ein, was dieses SolarSpectrum Observer Filter betreffen. Das Aufheizen geht relativ flott vom Stapel, der Filter war knapp nach 10Min auf 40° aufgeheizt, also in der Ha-Linie. Die Ausleuchtung des Filter ist nur minim diagonal gleichmässig verlaufend abfallend. Das ist normal, und leicht mittels EBV korrigierbar. Zudem ist der Filter erfreulich transparent, und ermöglicht bei hoher Vergrösserung sehr kurze Belichtungszeiten. Die üblichen Interferenz Ringe, die oft fälschlich als Newtonringe in diesem Zusammenhang genannt werden, sind kaum vorhanden. So konnte ich meine Cam nur noch mit einer geringen Verkippung von c.a. 1° anbringen. Die 0,3 Angström machen sich deutlich bemerkbar mit sehr differenzierten Abstufungen der verschiedenen Temperaturen der Chromosphäre Phänomenen. So treten feinste Filamente die nur minim kühler sind als die Umgebung deutlicher in den Fokus. Verblüffend fand ich dazu, dass die Penumbra der Sonnenflecken, die sonst nur dezent in Ha zu sehen ist, da sie durch die Superpenumbra überlagert wird, in sich feinste differenzierte Linien zeigte. Dann der Sonnenrand…. eine Augenweide schlecht hin, wie sich die Photosphäre des Solarlimb deutlich als Grenze zeigt. Die beobachtete Protuberanz zeigte sehr differenzierte feinste Strukturen und in den Flächen feine Schattierungen, bedingt wiederum durch minimale Temperatur unterschiede des Wasserstoff, wie auch in dem darunter liegenden Spikulenwald. Nun ich könnte noch lange so weiter schwärmen, aber um es kurz zu machen, dieser Filter, ob nun veraltetet in seinem Design oder schlicht „never change a running system“, liefert Sonnenansichten der höchsten Güte.
Anbei noch ein paar Bildchen des First Light, mit einem Augenzwinkern versehen, denn die Voraussetzungen waren bei dem weissen Himmel und fleissig rauchenden Kaminschloten über denen die Beobachtung stattfand, nur als lapidar zu bezeichnen. Nichtdestotrotz, liess sich für mich leicht ein Resümee ziehen: Dieses Produkt gehört zu den besten seiner Art.
AR2794 mit der sehr feingliedrigen Penumbra.
AR2795
AR2793 um 90° gegen den Uhrzeigersinn gedreht.
Und die dynamische Protuberanz am Nordostrand.
Equipment:
LZOS 6″ f8 Apo, TV 4x Powermate, SolarSpectrum Observer 0.3 À, ZWO ASI174mm.
Beste Grüsse aus der Schweiz und guten Rutsch ins 2021,
Jozef