Hallo liebe Kollegen.
Das heutige Zeitalter bietet unerschöpfliche Möglichkeiten die amateurastronomischen Beobachtungen fotografisch fest zu halten. Warum dann zeichnen?
In meinem Fall war es so, dass ich damals 2007 eigentlich die Astrofotografie in Angriff nehmen wollte, jedoch diese aus verschiedenen Gründen nicht verwirklichen konnte. Da kam ich auf die Idee am Teleskop zu zeichnen. Diese Tätigkeit machte mir so viel Freude, dass ich meine Erfahrungen gerne weiter geben möchte. Zum heutigen Zeitpunkt ist meine aktive Zeichnerei am Teleskop weit in Hintergrund getreten, dies aus verschiedenen Gründen. Einerseits habe ich mein Objekt der Begierde gefunden und bin nun auch in der Lage dieses fotografisch festzuhalten und anderseits, machen meine Augen nicht mehr so ganz mit.
Vorbereitungen zum Beobachten und zeichnen
Zunächst richtet man sich so bequem wie nur möglich ein: Das Fernrohr auf geeignete Position/Höhe einstellen. Ein Astrostuhl ist eine sehr nützliche Sache, alternativ kann auch eine kleine Haushaltsleiter als Sitzunterlage mit verschiedenen Höhen Verwendung finden. Auf jeden Fall sollte man sitzend zeichnen! Das Licht sollte, für Rechtshändler, von links das Blatt beleuchten und umgekehrt. Hierzu benützt man am besten dimmbare Taschenlampen, oder man bringt entsprechende Folien zur Licht Reduzierung an der Taschenlampe an. Für Mond und Planeten eignen sich am besten graue Folien. Die Taschenlampe wird dann am Stativ mittels Klebeband festgemacht.
Anhand der folgenden 4. Zeichnungen von Sinus Iridum, soll an dieser Stelle demonstriert werden, wie eine Zeichnung in meinen eigenen Stil entsteht. Dieses Beispiel erstellte ich bewusst an meinem damaligen 70/560mm f8 Refraktor bei 112x Vergrösserung und Bino. Das beobachten speziell des Mondes inkl. zeichnen hat am Bino den Vorteil, dass beide Augen die selbe Lichtadaption haben. Wir kennen es doch nur zu gut, was geschieht wenn man einäugig den Trabanten ins Visiert nimmt….. Beim Beobachten ist das kein Kriterium aber kaum löst man sich vom Okular stellt man fest, das das eine Auge „erblindet“ ist, weil sich die Pupille des Auges durch die Mondhelligkeit dermassen zusammenzog! Also ist auch gleich klar warum das Bino so von Vorteil beim Zeichnen ist. Als Montierung verwendete ich eine AYO Altazimutalmontierung. Somit wurde berücksichtigt, dass auch Besitzern mit einem einfachen Equipment dem Zeichnen nichts im Wege steht! da nicht zwingend nachgeführt werden muss. Somit leistet auch ein Fotostativ gute Dienste.
1. Zunächst wird das Objekt skizziert
2. Ausmalen – schraffieren der Umgebung
3. Krater zum Leben erwecken, feine Details einarbeiten, z.B. Gebirgszüge
4. Die endgültige Zeichnung wurde dann am Schreibtisch erstellt
Material, Vorgehen und Bearbeitungstipps/Technik
Ich bevorzuge als Träger weisses Druckerpapier in der Grösse A4. Zeichnen Sie nicht zu klein, damit für die Arbeit an den Details genug Platz zur Verfügung steht. Der Vorteil dieses Papiers liegt nicht zuletzt in der Transparenz. In jedem Stadium der Zeichnung ist es möglich diese, mittels Leuchtpult, oder am Fenster, auf ein neues Blatt zu reproduzieren, sollte etwas unrettbar verzeichnet/gummiert oder sonst was geschehen sein! Kaffeeflecken sind z.B so etwas…… ich trinke eine Menge davon 🙂
Bleistift: möglichst weich. Diese haben den Vorteil, dass man viele Grautöne erzeugen kann. Der Strich lässt sich gut beeinflussen, und die Weichheit lässt ein „gewünschtes“ Verschmieren problemlos zu!
Radiergummi: ebenfalls einen weichen Radiergummi benutzen. Dieser lässt sich mit einem Sackmesser in verschiedene Formen schneiden, beim Radieren greift dieser nie das Papier an!
Bleistiftspitzer nicht vergessen!
Eine geeignete Zeichnungsunterlage ist selbstverständlich.
Technik beim Zeichnen: Strich, verwischen, radieren!
Der Bleistift besteht nicht nur aus einem Spitz! Das bedeutet, dass dieser sehr vielfältig eingesetzt werden kann. Hinzu kommt noch, dass gewünschte Stellen mittels Verreiben des Strichs mit dem Finger bearbeitet werden können. Der Radiergummi ist auch anderweitig einsetzbar, mit ihm lassen sich nicht nur Fehler korrigieren.
1. Skizzieren mit dem Bleistiftspitz.
2. Ausfüllen mit geneigtem Bleistift, so verwendet man die gesamte Breite des Bleis.
3. Mit Fingerspitze verreiben.
4. Mit Gummi feine Radierrungen erzeugen.
5. Schraffieren, mit geneigtem Bleistift.
6. Den Kratern Leben einhauchen, Feinheiten in Tonabstufungen in der Zeichnung erzeugen.
Hilfsmittel und Tricks
Krater, Rillen, Gebirge u.s.w. bestehen aus sehr unterschiedlichen Formen. Denjenigen, denen es schwer fällt eine Form direkt abzuzeichnen, empfehle ich folgendes:
Es ist durchaus legitim sich auf eine Zeichnung am Teleskop vorzubereiten, indem man sich zuvor anhand Fotos, Karten oder dergleichen Hilfsmittel die Form des zu zeichnenden Objekts grob vorskizziert. Dasselbe gilt auch für die Formationen der Objekte und derer Lage.
Am Teleskop beobachten und zeichnen
Zeichnen Sie sich zunächst Hilfslinien ein, wie z.B. bei einem 6-eckigen, ovalen oder exotisch aussehenden Objekt/Krater, denn diese sind ja nicht alle „nur“ kreisförmig. Ausserdem, wird dadurch auch die Lage und Formation, in diesem Fall am Gassendi, schon einiger Massen richtig festgelegt!
Tonabstufungen
Die Tonabstufungen des jeweiligen Objekts, können entweder direkt in der Skizze entsprechend angedeutet werden, oder man markiert sich diese mit Zahlen. Beispielsweise 0 – 5. Somit entstehen bereits 6. Grautöne.
Licht und Schatten
Schattierung ist das Rezept um in jeder Zeichnung die gewünschte Tiefe zu erzeugen und sei es auch nur das Bild eines Apfels…
Noch als Letztes
Üben, üben, üben, und das ist auch gleich das schöne am Zeichnen. Es kann draussen Hudeln, der Himmel ist schon seit Tagen/Wochen mit Wolken überzogen, trotzdem können wir uns der Zeichnungen widmen, sei es um alte Zeichnungen neu zu bearbeiten oder an Skizzen zu arbeiten, oder einfach sich in der Technik zu üben. Zeichnen Sie z.B. aus Büchern Krater, Deepsky-Objekte u.s.w. ab. Diese Trockenübungen sind sehr nützlich für die Praxis.
Hier noch eine meiner DeepSky Zeichnungen aus dem Jahr 2007 von Cirrusnebel.
Ich wünsche Euch allen, derer Interesse geweckt wurde, spitze Bleistifte und viel Erfolg.
CS Jozef
Der Originalbeitrag im Blog: https://astronomie-teilen.de/zeichnen-am-teleskop/